Nordischer Drachenkopf

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Nordischer Drachenkopf

Nordischer Drachenkopf (Dracocephalum ruyschiana), Illustration

Systematik
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Tribus: Mentheae
Untertribus: Nepetinae
Gattung: Drachenköpfe (Dracocephalum)
Art: Nordischer Drachenkopf
Wissenschaftlicher Name
Dracocephalum ruyschiana
L.

Der Nordische Drachenkopf (Dracocephalum ruyschiana), auch Berg-Drachenkopf oder Schwedischer Drachenkopf[1] genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Drachenköpfe (Dracocephalum) in der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae).

Blütenstände
Zygomorphe Blüte
Blütenstand
Habitat in Estland

Vegetative Merkmale

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Der Nordische Drachenkopf ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern erreicht.[2] Der Stängel ist aufrecht oder aufsteigend und beinahe kahl oder kurz behaart.[3]

Die unteren Laubblätter sind kurz gestielt und die oberen sitzend.[3] Die einfachen, ungeteilten[3], meist kahlen Blattspreiten sind ganzrandig, linealisch bis linealisch-lanzettlich mit stumpfem oberen Ende[3].[2] Sie sind 2 bis 5,5 Zentimeter lang und 2 bis 6 Millimeter breit.[4] Der Blattrand ist umgerollt.[3]

Generative Merkmale

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Die Blütezeit reicht von Juni bis August, zum Teil bis September.[3] In endständigen, dichten traubigen Blütenständen stehen Scheinquirle übereinander.[3] Die Tragblätter sind oval-lanzettlich und ungeteilt.[3] Die Scheinquirle enthalten jeweils zwei bis sechs Blüten.[3]

Die zwittrige Blüte ist zygomorph und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Der Kelch ist fünfzehnnervig und zweilippig.[3] Er ist röhrig-glockig, meist violett überlaufen und mit 6 bis 7 Millimeter langer Kelchröhre und etwas kürzeren dereckig-lanzettlichen Zähnen.[4] Die oebern Zähne sind etwas breiter als die unteren.[4] Die Blütenkrone ist blaupurpurfarben, blau bis violett, seltener rosafarben oder weiß.[3][2] Die Kronröhre ist am Schlund erweitert und am Grund schmal.[3] Die Krone ist zweilippig[3] und 15 bis 28 Millimeter lang.[2] Die Oberlippe ist zweilappig und helmförmig gewölbt.[3] Die Staubbeutel sind behaart.[2] Die Staubfäden sind kahl.[4] Die Nüsschen sind dunkelbraun, 2,5 Millimeter lang, glatt und glänzend.[4]

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14.[5]

Vorkommen, Gefährdung und Schutz

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Dracocephalum ruyschiana ist im warmgemäßigten bis gemäßigten Eurasien weitverbreitet. Die europäische Verbreitung des Nordischen Drachenkopf erstreckt sich in mehr oder weniger großen Arealen von den französischen Pyrenäen im Westen bis nach Russland im Osten und weiters vom südlichen Skandinavien über die baltischen Staaten bis zur Balkanhalbinsel im Süden. Es gibt Fundortangaben für Frankreich, die Schweiz, Deutschland[6], Österreich, Italien, Ungarn, Polen, Belarus, Ukraine, Russland, Moldawien, Serbien, Rumänien Litauen, Estland, Lettland und Schweden.[7]

Der Nordische Drachenkopf gedeiht in Mitteleuropa in subalpinen und alpinen Grasfluren sowie trocken-warmen Kiefern- und Lärchen-Wäldern.[2] Der Nordische Drachenkopf kommt in den Alpen in Pflanzengesellschaften der Verbände Festucion variae oder Erico-Pinion vor, in Osteuropa in Pflanzengesellschaften des Verbands Cytiso-Pinion.[5] In den Lechtaler Alpen steigt er auf der Greitjochspitze südlich von Bach bis zu einer Höhenlage von 2260 Metern auf.[8] Die Vorkommen im Tiroler Teil der Allgäuer Alpen liegen in Höhenlagen von 1400 bis 1700 Metern.[8]

Die Bestände in Mitteleuropa gelten als stark gefährdet[9] und werden durch die Aufnahme in Anhang I der Berner Konvention geschützt.[10] Der Nordische Drachenkopf gilt in Deutschland als ausgestorben oder verschollen[6] und wird sowohl nach dem Bundesnaturschutzgesetz als auch nach der Bundesartenschutzverordnung unter besonderen und strengen Schutz[11] gestellt.

In Österreich kommt der Nordische Drachenkopf sehr selten in Kärnten, Tirol und Osttirol vor. Er gilt laut der Roten Liste Österreichs als gefährdet und ist unter vollständigen Naturschutz gestellt.[1]

Die Schweizer Vorkommen[12] des Nordischen Drachenkopfs sind laut der Roten Liste der Schweiz in einigen Regionen gefährdet, insgesamt jedoch gering gefährdet[13] und werden durch Listung in Anhang 2 der Verordnung über den Natur- und Heimatschutz[14] geschützt.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2 (mäßig trocken), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 2 (subalpin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[12]

Dracocephalum ruyschiana wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 595 erstveröffentlicht.[15] Synonyme für Dracocephalum ruyschiana L. sind: Ruyschiana ruyschiana (L.) House, nom. illeg., Dracocephalum alpinum Salisb., Dracocephalum angustifolium Gilib. nom. illeg., Dracocephalum hyssopifolium Mart. ex Steud., Dracocephalum spicatum (Mill.) Dulac, Ruyschiana fasciculata Clairv., Ruyschiana spicata Mill., Zornia linearifolia Moench. Das Artepitheton ruyschiana hatte Carl von Linné von Herman Boerhaave übernommen, der eine Pflanzengattung so benannt hatte; damit war der holländische Arzt, Apotheker und Professor der Botanik Frederik Ruysch (1638–1731) geehrt worden.[16]

Blütenbesucher sind meist Hummeln.[4] Neben Zwitterblüten kommen auch rein weibliche Blüten vor (Gynodiözie).[4]

Der Nordische Drachenkopf wird selten als Zierpflanze für Steingärten genutzt.[2]

Einzelnachweise

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  1. a b Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 793.
  2. a b c d e f g Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Springer, Spektrum Akademischer Verlag, Berlin/Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8, S. 506.
  3. a b c d e f g h i j k l m n Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Erkennen und bestimmen (= Steinbachs Naturführer). Neue bearbeitete Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10558-1, S. 202.
  4. a b c d e f g Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage, unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 4. Verlag Carl Hanser, München 1964. S. 2363–2365.
  5. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 798–799.
  6. a b Dracocephalum ruyschiana L., Nordischer Drachenkopf. auf FloraWeb.de letzter Zugriff am 18. März 2021.
  7. Predrag Lazarević, Maja Lazarević, Zoran Krivošej, Vladimir Stevanović: On the distribution of Dracocephalum ruyschiana (Lamiaceae) in the Balkan Peninsula. In: Phytologia Balcanica. Band 15, Nr. 2, 2009, S. 175–179 (englisch, bas.bg [PDF; 5,5 MB]).
  8. a b Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 405.
  9. Dracocephalum ruyschiana L., Nordischer Drachenkopf. Gefährdung und Schutz. In: FloraWeb. Bundesamt für Naturschutz, Bonn, abgerufen am 1. Juli 2011.
  10. Europarat (Hrsg.): Berner Konvention-Convention on the Conservation of European Wildlife and Natural Habitats. Anhang I mit Dracocephalum ruyschiana L. Bern 19. September 1979 (online [abgerufen am 1. Juli 2011]).
  11. Schutzstatus wild lebender Tier- und Pflanzenarten, Anlage 1 (zu § 1). Bundesartenschutzverordnung der Bundesrepublik Deutschland (BArtSchV). In: juris. Bundesministerium der Justiz, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 6. Januar 2016; abgerufen am 1. Juli 2011.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.juris.de
  12. a b Dracocephalum ruyschiana L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 18. März 2021.
  13. D. Moser, A. Gygax, B. Bäumler, N. Wyler, R. Palese: Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz: Farn- und Blütenpflanzen. Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, Bern; Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora, Chambésy; Conservatoire et Jardin botaniques de la Ville de Genève, Chambésy, 2002, S. 59 (Die nachstehende Seite ist nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2017. (Suche in Webarchiven.) @1@2Vorlage:Toter Link/www.bafu.admin.ch).
  14. Liste der geschützten Pflanzen. Anhang 2. In: Verordnung über den Natur- und Heimatschutz SR 451.1. Die Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft, abgerufen am 1. Juli 2011 (Listung von Dracocephalum sp., Drachenkopf).
  15. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 2. Lars Salvius, Stockholm 1753, S. 595 (eingescannt).
  16. Lotte Burkhardt: Eine Enzyklopädie zu eponymischen Pflanzennamen: Von Menschen & ihren Pflanzen. Freie Universität Berlin, 2022, doi:10.3372/epolist2022.
Commons: Nordischer Drachenkopf (Dracocephalum ruyschiana) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien